Die Aktie der Shop Apotheke Europe ist in der vergangenen Woche kärftig unter die Räder gekommen. Der Grund: Das Aus für das E-Rezept in der Pilotregion Westfalen-Lippe. Nach einer nunmehr fast zweijährigen Talfahrt des Titels erscheint aber nicht nur die Bewertung attraktiv.
Inzwischen wird man auch schon regelmäßig von Ausländern auf das Chaos in Deutschland angesprochen. So mancher Unternehmer fragt schon, warum in Deutschland so viel schief gehe. Solch eine unangenehme Situation erlebte auch Stefan Feltens mit einem skandinavischen Investor. Das jedenfalls berichtete der CEO der Shop Apotheke Europe (40,13 Euro | NL0012044747) jüngst in einem Podcast. Dabei weiß der Gesprächspartner wahrscheinlich gar nicht, wie schlimm es wirklich um so manche, vor allem technische Entwicklungen in Deutschland steht. Das E-Rezept jedenfalls war schon ein Thema als die führende Online-Apotheke im Jahr 2001 in Köln gegründet wurde.
E-Rezept: Pilotprojekt wird gestoppt!
Seither ist beim Thema E-Rezept nicht viel geschehen. In diesem Jahr liefen dann endlich Pilotprojekte in verschiedenen Regionen Deutschlands. Zum Start setzten die Behörden auf Gebiete, in denen ein Großteil der Ärzteschaft offen für den technischen Fortschritt sei, hieß es. Doch in Deutschland werden Projekte von Behörden schon lange nicht mehr sauber umgesetzt. Diesmal lag es an den Bedenken des Datenschutzbeauftragten; die Pilotregion Westfalen-Lippe stellte den Testlauf mit dem E-Rezept ein. Doch während einige Medien über die strikten Datenschutzvorgaben in Deutschland schimpfen, liegt es wohl eher an der Gematik. Das ist die nationale Agentur für die Digitalisierung des Gesundheitswesen. Schließlich hätte man die Datenschutzvorgaben gut umsetzen können, sie waren schon vorher bekannt.
Shop Apotheke Europe: Viel Wachstumspotenzial im Gesundheitsmarkt!
So oder so ist also auch dieser Feldversuch gescheitert. Dabei ist das Potenzial, durch die Digitalisierung des Gesundheitswesen erhebliche Kosten einzusparen, immens. Allein der deutsche Markt für verschreibungspflichtige Medikamente wird auf rund 40 Mrd. Euro jährlich geschätzt. Die Shop Apotheke Europe setzt hier gerade einmal rund 100 Mio. Euro um. Das Wachstumspotenzial ist also riesig. Doch die Digitalisierung dient nicht nur Online-Unternehmen, die damit Geld verdienen wollen. Schließlich wird Deutschland immer älter, und immer ältere Menschen werden nun einmal kränker. Dass das System am Limit arbeitet, hat die Pandemie vor Augen geführt. Und die nächste Beitragserhöhung steht ja bereits vor der Tür.
Shop Apotheke Europe: Mehr als das E-Rezept!
Von den Investoren wird die Shop Apotheke Europe jedenfalls auf das Thema E-Rezept reduziert. Eine zeitnahe Umsetzung ist in weite Ferne gerückt. Dabei hat das Unternehmen weit mehr zu bieten und auch die Bewertung erscheint attraktiv. Die Aktie fiel seit dem Hoch Anfang 2021 rasant. Von damals 250 Euro ist der Aktienkurs auf inzwischen deutlich unter 50 Euro gesunken. Der Börsenwert beträgt nur noch rund 750 Mio. Euro. Die 200-Tage-Linie ist inzwischen weit entfernt und lässt Raum zum Atmen.
Die Wachstumsstory ist u.E. weiter intakt. So stieg der Umsatz nach neun Monaten um 14 Prozent auf 877 Mio. Euro. Fast 80 Prozent der Einnahmen stammen dabei aus den Kernmärkten Deutschland, Österreich und der Schweiz. Außerhalb dieser Regionen konnte man aber um 28 Prozent zulegen. Bei den Käufern kommt man jedenfalls an. Rund 85 Prozent der 5,3 Mio. Bestellungen im abgelaufenen dritten Quartal waren von bestehenden Kunden. Und auch die Retourenquote von nur 0,7 Prozent ist top. Arbeiten muss das Unternehmen noch an der Profitabilität, doch auch hier gibt es Fortschritte. Im Q3 wies man eine positive, adjustierte Ebitda-Marge von immerhin 0,9 Prozent aus. Der Anfang für “echte” Gewinne ist also gemacht, mehr aber auch noch nicht. Mit mehr als 200 Mio. Euro an Cash und kurzfristigen Anlagen ist man zudem recht gut augestellt, um weiter wachsen zu können.
Shop Apotheke Europe: Analysten raten jetzt zum Einstieg
Als vergangene Woche das Aus für das Pilotprojekt zum E-Rezept kam, wurde die Aktie noch einmal kräftig abverkauft und fiel im Tief bis auf rund 38 Euro. Am Freitag folgte dann der Rebound, der den Titel immerhin wieder über die 40 Euro-Marke hob. Ein Grund waren die fast durchweg positiven Analysten-Kommentare. An der Spitze steht dabei Jefferies. Deren Analyst Alexander Thiel bestätigte sein Kaufen-Votum und sieht weiter ein Kursziel von 140 Euro für die Aktie. Langfristig mag das Erreichen dieses Kursziels möglich sein, kurz- und mittelfristig ist es das aber wohl eher nicht. Näher an der Realität arbeitet u.E. Christian Salis. Der Analyst von Hauck & Aufhäuser stufte die Aktie von “Hold“ auf “Buy“ hoch und senkte sein Kursziel von 78 auf 60 Euro. Salis hält die Abverkäufe für übertrieben, da das Unternehmen weiter die führende Online-Apotheke in Europa sei.
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Unser Fazit: Nach dem jüngsten Absturz sollten die Rückschläge beim E-Rezept bei der Aktie der Shop Apotheke Europe (40,13 Euro | NL0012044747) eingepreist sein. Das Papier dürfte auch aufgrund des Marktumfelds weiter stark schwanken, aber ein Boden könnte erreicht sein. Da die Märkte noch sehr anfällig sind, ist der gestaffelte Einstieg ein präferierter Weg. Wer über die laufende Rezession hinaus denkt und langfristig investieren möchte, sollte das momentane Kursniveau nutzen. Nicht zuletzt ist das Unternehmen auch ein Übernahmekandidat für jene Online-Riesen, die wie Amazon regelmäßig in aussichtsreichen Märkten Fuß fassen wollen. Und irgendwann, ja irgendwann, wird auch in Deutschland das E-Rezept eingeführt – ganz sicher!
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