Dienstag , 24 Dezember 2024
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Aktienrückkäufe auf Rekordniveau: Hilft das auch im Bärenmarkt?

Aktienrückkäufe bewegen sich in den USA auf einem Rekordniveau und werden auch in Deutschland immer beliebter. Die Firmen kaufen wie verrückt eigene Anteile zurück. Doch schützt das vor Kursverlusten in einem Bärenmarkt und wo liegen Chancen für Anleger?

Aktienrückkäufe im S&P 500 auf Rekordniveau

Derzeit beinhaltet der S&P 500 sogar etwas mehr als 500 Werte. Aber an der höheren Zahl an Unternehmen liegt es nicht, dass sich die Aktienrückkäufe auf einem Rekordniveau befinden. Sie steigen bereits seit Jahren. Allein von Oktober 2021 bis Ende September 2022 wurden eigene Anteile im Wert von 982 Mrd. US-Dollar zurückgekauft, wie Berechnungen der Analysten von S&P Dow Jones zeigen. Im Vorjahreszeitraum lag der Betrag bei 881 Mrd. US-Dollar. An der Spitze steht dabei Apple, dass allein 88 Mrd. US-Dollar in Rückkäufe investierte. Direkt danach kommt die Google-Mutter Alphabet mit 60 Mrd. US-Dollar. Auch in Deutschland werden Aktienrückkäufe immer beliebter. So steht hier Linde, dass gerade den DAX Richtung USA verlassen hat, mit 10 Mrd. Euro auf Platz eins. Es folgen Siemens und BASF mit je 3 Mrd. Euro Milliarden Euro. Dazwischen wird sich Mercedes schieben, dass jüngst trotz eines schwachen Ausblicks ein Rückkaufprogramm von 4 Mrd. Euro ankündigte. Ab März soll es losgehen.

Wall Street, Nasdaq, Dow Jones, Boradway, New York

Sinn und Unsinn von Aktienrückkaufprogrammen

Die Logik hinter den Rückkäufen ist so einfach wie bestechend. Die Unternehmen reduzieren das Angebot an Aktien und die Gewinne und Dividenden verteilen sich dann auf weniger Anteile. Logischerweise steigen dann der Gewinn bzw. die Ausschüttung je Aktie an. Analysen zeigen, dass in der vergangenen Dekade etwa ein Viertel der Kursgewinne in den USA und Europa auf Rückkaufprogramme der Firmen zurückzuführen sind.

Zeichen von Ideenlosigkeit

Doch es ist blauäugig zu glauben, dass Aktienrückkaufprogramme in diesem Marktumfeld vor einer Korrektur schützen. Mittel- und langfristig steigen Aktien, weil die Gewinne der Unternehmen nachhaltig zulegen. Gelingt dies durch Bilanzkosmetik wie bei Rückkäufen, hat das in einem Bärenmarktmarkt maximal einen kurzfristigen Effekt. Klar ist aber auch: Wer Aktien zurückkauft, hat keine Ideen und keine Fantasie. Denn Unternehmen könnten ja das Geld auch in ihr eigenes Geschäft investieren. Bestes Beispiel ist hier wiederum Apple. Seit dem Erfolg des iPhones ist dem Konzern mit Sitz in Cupertino kein vergleichbarer  Blockbuster-Erfolg mehr gelungen. Noch heute warten wir auf das iCar und viele andere Dinge. Ähnlich sieht es auch bei vielen anderen IT-Giganten aus. Die üppigen Gewinne werden auch deshalb in eigene Aktien gesteckt. Einige Konzerne parken allerdings ihre riesigen Cashbestände im Ausland – aus Steuerspargründen. Um trotzdem ausufernde Aktienrückkaufrprogramme fahren zu können, wird dann im Inland ein Kredit aufgenommen. Auch das ist ein Malus.

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Graphik: Aktienrückkäufe, die in den vergangenen 3 Monaten von Unternehmen aus dem S&P 500 verkündet wurden.

Kein Schutz vor Bärenmärkten

Fakt ist aber, dass den Rückkaufprogrammen aus der Politik der Wind ins Gesicht bläst. In den USA müssen darauf seit dem 1. Januar ein Prozent an Steuern bezahlt werden. Präsident Joe Biden machte nun den Vorschlag, diese Steuer zu vervierfachen. Das Ziel sei es, dass dieses Geld in die Wirtschaft fließe und nicht an die Aktionäre. Solch ein Beschluss könnte aber auch einen anderen Effekt haben: Dividendenzahlungen werden attraktiver.

Vor einem Bärenmarkt schützen Rückkaufprogramme übrigens nicht. Wenn der Markt einmal korrigiert, dann trifft es auch jene, die in hoher Anzahl eigene Anteile zurückkaufen. 2022 war schließlich nicht nur das Rekordjahr für diese Form der Kurspflege, sondern auch ein miserables Börsenjahr. Da müsste das Ausmaß der Programme wesentlich größer sein. So wurden in den vergangenen drei Monaten im S&P 500 Rückkäufe im Volumen von 7% des Börsenwerts angekündigt (siehe Graphik oben). Das ist in einem schwierigen Marktumfeld zu wenig. Und dazu muss man wissen: Die Federal Reserve entzieht derzeit dem Kapitalmarkt 95 Mrd. US-Dollar pro Monat. Somit wird dem Liquiditätseffekt durch die Rückkaufprogramme unabsichtlich entgegengewirkt.

Chevron macht es richtig

In diesem Umfeld wirkt Chevron (160,35 USD | US1667641005) im Vergleich zu den großen Tech-Konzernen clever und ehrlich. Der US-Konzern hat operativ ein Rekordjahr hinter sich, profitiert von hohen Ölpreisen und geringen Investitionen. Deswegen beschloss das Management Aktien im Wert von 75 Mrd. US-Dollar zurückzukaufen. Dazu gibt es noch eine üppige Dividende. Die 75 Mrd. US-Dollar entsprechen fast einem Viertel des gesamten Börsenwerts in Höhe von rund 310 Mrd. US-Dollar. Wer in solch einem Ausmaß Aktien zurückkauft, dürfte auch den gewünschten Effekt erzielen – vielleicht sogar in einem Bärenmarkt.

 

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Bilder/Graphiken: Investor-Magazin.de, Deutsche Bank

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