Montag , 29 Dezember 2025

Weitere Rückschläge beim Ölpreis? Chevron & Occidential im Fokus!

Analysten sind ziemlich pessimistich für den Ölpreis. Die Deutsche Bank sieht eine starke Rückschlagsgefahr zum Jahresanfang, JPMorgan ein sehr schwaches Jahr voraus. Konträre Investoren wie Warren Buffett setzen dagegen auf Ölaktien, die derzeit von Anleger gemieden werden.

Ölmarkt: Zu viel Angebot, zu viele neue Felder

Alle Rohstoffe haussieren? Nicht ganz: Für Ölinvestoren war 2025 ein mehr als schwieriges Jahr. Die Sorten WTI und Brent verloren rund 20 Prozent an Wert. Und die Aussichten sind offensichtlich nicht besser. JPMorgan machte jüngst Schlagzeilen, als man ein Kursziel von 30 US-Dollar für WTI ausgab. Das entspräche fast einer Halbierung vom aktuellen Niveau. Ganz ernst darf man das aber wohl nicht nehmen. 2023 rief diesselbe Investmentbank noch einen Preis im dreistelligen Bereich aus. Die Deutsche Bank hat auch noch einmal den Markt unter die Lupe genommen und die Preisziele für 2026 und 2027 angepasst. Bemerkenswert sind aber einige Kernpunkte der Analyse:
  • Preisprognosen und Marktlage: Die Bank erwartet zu Beginn des Jahres 2026 einen weiteren Preisrückgang aufgrund eines Überangebots, die u.a. durch steigende Lagerbestände auf Schiffen gut sichtbar sind.
  • Im Basis-Szenario wird für Brent-Öl ein Preis von 55 US-Dollar je Barrell prognostiziert. Für 2027 wurde die Prognose auf 65 US-Dollar gesenkt.
  • Da sich der Markt in einer Contango-Struktur befindet (zukünftige Preise sind höher als aktuelle), werden Short-Positionen für Termingeschäfte ab Mai 2026 als attraktiv eingeschätzt.

Preiseinbruch Anfang 2026?

Die Deutsche Bank sieht für den Jahresanfang 2026 noch einmal einen scharfen Preiseinbruch. Das passt zu den Erwartungen der Internationalen Energie Agentur (IEA), die für 2026 mit einem Überangebot von rund 3,84 Mio. Barrell pro Tag rechnet. Zum Vergleich: Täglich werden etwa 103 Mio. Barrell weltweit verbraucht. Als Gründe gibt die IEA die Ausweitung der Ölproduktion, insbesondere außerhalb der OPEC an. Dazu gehören die Neuentdeckungen, aber auch der Produktionsausbau in Ländern wie Guyana, Brasilien und den USA: Analyst Michael Hsueh rechnet bei einem Absturz des Preises mit einer Reaktion der OPEC. Sollte diese glaubwürdig sein wollen, müssten die vornehmlich arabischen Staaten ihre Produktion um 1 bis 2 Mio. Barrel pro Tag kürzen, so Hsueh. Nur in solch einem Fall könnte der Preis in der zweiten Jahreshälfte wieder auf 65 US-Dollar je Barrell steigen, heißt es in der Analyse.

Ölmarkt: Jede Menge Risikofaktoren

Allerdings gibt es am Markt auch stärkeres Aufwärts- wie Abwärtspotenzial durch externe Faktoren. Diese könnten für eine Überraschung bei der Preisentwicklung sorgen:

  • Indien: Indien könnte weniger russisches Öl abnehmen als erwartet; zudem könnten US-Sanktionen oder Attacken gegen Venezuela die dortige Produktion drosseln.
  • Marktpositionierung: Da sehr viele Anleger auf fallende Preise wetten, könnte jede positive Überraschung zu einem schnellen Preisanstieg führen.
  • Ukraine-Konflikt: Kommt es zu einem Waffenstillstand, könnte die Risikoprämie um 10 Prozent sinken, sagt die Deutsche Bank. Sollte es jedoch erfolgreiche Angriffe auf die russische Öl-Infrastruktur kommen oder zu einem Totalausfall wichtiger Terminals, könnten die Preise auch deutlich steigen.

Negative Stimmung, aber…

Grundsätzlich ist also die Stimmung der Analysten (abgesehen von extremen Szenarien) negativ für den Ölpreis. Es gibt derzeit einfach ein zu großes Angebot. Zudem machen sich strukturelle Trends bemerkbar. Chinas Zuwendung zum Elektroauto führt stetig zu niedrigeren Ölimporten. Das Land ist mit rund 16,5 Prozent immerhin der zweitgrößte Verbraucher nach den USA. Allerdings gibt es auch einen klar eingezogenen Boden. Schon ab 45 bis 50 US-Dollar je Barrell dürften erste Unternehmen überlegen, den Markt zu verlassen. Dies gilt insbesondere für US-Fracker oder kanadische Ölsande. Hinzu kommt: Die Neuerschließungskosten der Fracker sind inzwischen sehr hoch: Sie liegen beispielsweise im Permian Basin (Delaware/Midlands) bei 58 bis 66 US-Dollar. In anderen Regionen sind die Kosten höher.

Buffett steht auf der anderen Seite

Dennoch gibt es auch konträre Investoren am Markt. So hält Warren Buffet rund zehn Prozent seines Portfolios im Ölbereich. Die größten Positionen sind dabei die Ölkonzerne Occidential Petroleum (rund 28% der ausstehenden Aktien und ca. 3,8% im Portfolio-Anteil) und Chevron (6,1% bzw. 6,5%). Kleiner Hinweis: Berkshire Hathaway hat bereits vor einigen Jahren von der US-Regulierungsbehörde FERC die Erlaubnis erhalten, bis zu 50 Prozent an Occidential zu erwerben. Zudem hält man weitere Warrants, die bei Ausübung den Anteil erhöhen würden. Daher wird auch immer wieder über eine Komplettübernahme des Unternehmens durch Buffett spekuliert.

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Graphiken/Tabellen/Bilder: Das Investor Magazin, Pixabay, Gemini, Shanghai Metall Markets, IEA

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