Der Silberpreis handelt in China inzwischen höher als im Rest der Welt und bleibt auch am Jahresende auf Rekordkurs. China setzt zum Jahresstart neue Exportkontrollen in Kraft und verschärft damit auch den Handelskrieg mit den USA. Dies könnte Material aus dem Weltmarkt nehmen. Zudem hat das Auswirkungen auf die Solarindustrie. Hier gibt es die Hintergründe.
Der Silberpreis ist der Highflyer 2025. Am Weihnachsttag wurde Silber in Shanghai zu Preisen von zeitweise 80 US-Dollar (umgerechnet) gehandelt. Inzwischen notiert er etwas darunter.Auf Jahressicht liegt Silber inzwischen mit mehr als 150 Prozent vorn – in US-Dollar gerechnet.
China verschärft ab 2026 die Exportkontrollen
Schon seit Wochen läuft Silber wie Am Strich gezogen hoch. Und das hat seinen Grund. Ende Oktober veröffentlichte das chinesische Handelsministerium MOFCOM ein offizielle Regeldokument, das die Exportbedingungen für Wolfram, Antimon und Silber für die Jahre 2026 und 2027 festlegt. Konkret geht es um folgende Punkte:
- Kernziel der Maßnahme
Das Ministerium begründet die Verschärfung offiziell mit dem „Schutz von Ressourcen und der Umwelt“ sowie der Stärkung des Managements bei Exporten seltener Metalle. Faktisch bedeutet dies eine strikte staatliche Kontrolle darüber, wer diese kritischen Rohstoffe das Land verlassen lässt.
- Harte Kriterien für Silber-Exporteure
Die Bekanntmachung unterscheidet zwischen Produzenten und Handelsunternehmen. Um ab 2026 Silber exportieren zu dürfen, müssen Unternehmen extrem hohe Hürden nehmen:
- Produktionsschwelle: Neue Antragsteller (Produzenten) müssen eine Silberproduktion von mindestens 80 Tonnen im Jahr 2024 nachweisen können. Für Unternehmen im strukturschwachen Westen Chinas liegt die Grenze bei 40 Tonnen. Somit haben kleinere Unternehmen gar keine Chance mehr, Silber zu exportieren. Sie fallen aus dem Markt.
- Historische Performance: Unternehmen, die bereits exportieren, müssen nachweisen, dass sie in jedem Jahr des Zeitraums 2022 bis 2024 tatsächlich Silber exportiert haben. Etwaige Lücken führen zum Lizenzverlust.
- Zertifizierungen: Zwingend erforderlich sind Zertifikate nach ISO 9000 (Qualitätsmanagement) und ISO 14000 (Umweltmanagement).
- Compliance & Soziales: Unternehmen müssen nachweisen, dass sie alle Sozialversicherungsbeiträge (Rente, Medizin, Arbeitslosigkeit etc.) für ihre Mitarbeiter vollständig und pünktlich gezahlt haben und keine Verstöße gegen Zoll- oder Steuerrecht vorliegen.
- Bürokratischer Prozess
- Fristen: Die Unternehmen mussten ihre Unterlagen bereits bis zum 12. November 2025 bei den regionalen Handelsbehörden einreichen.
- Staatliche Prüfung: Das MOFCOM prüft die Anträge zentral. Die Liste der zugelassenen Unternehmen wird nach einer 7-tägigen Einspruchsfrist finalisiert.
- Staatsbetriebe: Zentrale Staatsunternehmen (Central SOEs) unterliegen einem direkten Meldeweg an das Ministerium, was deren bevorzugte Rolle unterstreicht.
Die Bekanntmachung ist kein direktes Verbot, aber ein starker Filter. China will wissen, wer wieviel Silber künftig exportiert. Damit einher geht eine Marktbereinigung: Kleine und mittlere Player werden vom Exportmarkt ausgeschlossen, da sie die 80-Tonnen-Hürde oder die strengen Zertifizierungen oft nicht erfüllen. Da Silber eine Schlüsselkomponente für die Solarindustrie ist (Leitpaste, siehe ausführlich unten), verschafft sich Peking durch dieses Lizenzsystem einen Hebel. Wenn die USA oder die EU Handelsbarrieren gegen chinesische E-Autos oder Solarpanels errichten, kann China über die Lizenzvergabe den Fluss des dafür benötigten Silbers kräftig drosseln. Insofern will China zwar den Export nicht verbieten, baut sich aber im Zuge des Rohstoffskriegs mit den USA eine neue Waffe.

Silber im Hausse-Modus
Seit dem die Regeln bekannt sind, befindet sich Silber im Hausse-Modus. Zudem gibt es in China bereits seit Wochen einen Aufschlag gegenüber dem Silberpreis in London und New York. Dieser Schritt folgt aber auch auf eine Phase extremer Volatilität an den chinesischen Metallmärkten. Denn China produziert nur rund 15 Prozent des weltweiten Silbers und ist Exporteur und Verbraucher zugleich. Die weltweit führende Solarindustrie sorgt dafür, dass China etwa 50 Prozent des Weltmarkts verbraucht. Daneben sind natürlich auch die wachsende Elektroauto-Industrie als wichtiger Abnehmer nicht zu unterschätzen. Insofern gelten die künftigen Regeln auch, um den eigenen Bedarf decken zu können und eventuelle Engpässe im Heimatland abzufedern.
Shanghai hilft London!
Diese Engpässe haben aber auch mit dem Papierhandel an den Future-Märkten im Westen zu tun. Um Lieferverpflichtungen erfüllen zu können hat vor allem die LME in London sich Silber aus Shanghai “geliehen”, um einen Short Squeeze am Markt zu verhindern. So verzeichnete China allein im Oktober Rekordexporte von über 660 Tonnen Silber – das Material ging an die Lagerhäuser an Themse und Hudson River. Auf der anderen Seite haben die chinesischen Exporteure und die US-Zölle dieses Hochlaufen des Marktes gefördert. Die hohen Exportvolumina vor dem Oktober sind teilweise auf das Front-Loading zurückzuführen. Chinas Exporteure schickten Material vorab in die USA und Europa, um drohenden neuen Zöllen vorzubeugen.

China dominiert auch die Solarindustrie
Für die Solarindustrie haben die neuen Exportkontrollen Chinas erhebliche Auswirkungen. Denn das Land ist nicht nur technologisch führend in diesem Bereich. Nein, China baut mehr Solarkapazitäten auf als der Rest der Welt zusammen. Die Abkehr von Kohle läuft im Reich der Mitte auf Hochtouren. Neben Solar und Wind profitiert auch die Nuklearindustrie von der Energiewende: Beijing baut bzw. plant derzeit mehr als 50 neue Atomkraftwerke. Für die Solarindustrie aber ist Silber ein bisher nicht zu ersetzendes Metall. Und das hat seinen Grund. Es ist das Metall mit der höchsten elektrischen Leitfähigkeit überhaupt. In Form von Leitpaste übernimmt es die Rolle des „elektrischen Nervensystems“ einer Solarzelle. Wenn Sonnenlicht auf das Silizium der Solarzelle trifft, werden Elektronen freigesetzt. Diese müssen abtransportiert werden, um Strom fließen zu lassen. Die Silberleitpaste bildet die hauchdünnen Linien (sogenannte Fingers) und breiteren Bahnen (Busbars) auf der Oberfläche. Sie fangen die Elektronen ein und leiten sie mit minimalem Widerstand zum externen Stromkreis. Die Paste wird im Siebdruckverfahren auf den Silizium-Wafer aufgebracht und danach eingebrannt (gesintert). Dabei „frisst“ sich die Paste durch die isolierende Antireflexionsschicht der Zelle, um einen direkten, stabilen Kontakt zum Silizium herzustellen. Ohne diesen präzisen Kontakt würde der Wirkungsgrad massiv sinken. Und nicht zu vergessen: Auf der Rückseite der Zelle hilft Silber oft dabei, Lichtstrahlen, die noch nicht absorbiert wurden, zurück in das Silizium zu reflektieren, um die Energieausbeute zu erhöhen. China produziert nicht nur die meisten Solarzellen, sondern ist auch führend in der Herstellung dieser hochspezialisierten Photovoltaik-Silberpasten. Wenn Peking ab Januar 2026 den Export von Silber und damit indirekt die Verfügbarkeit für die Pastenproduktion kontrolliert, trifft das die weltweite Solar-Lieferkette an einem empfindlichsten Punkt. Zum Vergeleich: Eine moderne Solarzelle benötigt ca. 10–20 mg Silber pro Watt Leistung. Bei einem globalen Ausbau im Terawatt-Bereich verbraucht die Solarindustrie bereits jetzt etwa 15–20 % der weltweiten Silberförderung. Dieses Video veranschaulicht, wie Silber für die Kontakte in Solarzellen genutzt wird.
Fazit: Silber befindet sich auf Rekordjagd. Unseres Erachtens dürfte dieser Boom auch 2026 weitergehen. Das hat mit den Exportkontrollen zu tun, aber auch damit, dass sich das Silberangebot inzwischen seit 2021 jedes Jahr im Defizit befindet. Für 2025 wird dieser Mangel auf rund 15 Prozent des Weltmarktes geschätzt. Dazu kommt der Debasement-Trade (ausführlich hier). Silber wird wie Gold als Anlagemetall gesehen, um der schleichenden Abwertung durch Währungen wie den US-Dollar zu entgehen. Je nach Schätzung gehen etwa 60 Prozent des Silbers in die Industrie, der Rest in die Anlage und an die Juweliere. Der einfachste Weg für Anleger, um an diesem Trend zu partizipieren, ist ein Investment in Silberaktien. Allerdings ist klar: Bei Rücksetzern des Silberpreises kann es auch dort zu hoher Volatilität und Verlusten kommen. Bitte lesen Sie deshalb aufmerksam unseren Disclaimer unten.
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Graphiken/Tabellen/Bilder: Das Investor Magazin, Pixabay, Gemini, Shanghai Metall Markets, IEA
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