Die Bankenkrise sorgt für Bewegung bei den Edelmetallen. Gold bewegt sich auf hohem Niveau und auch Silber kann von der Unsicherheit profitieren. Gastautor Florian Grummes analysiert heute die Lage beim “Gold des kleinen Mannes”!
Die Bankenkrise bewegt die Märkte und die Fed
In den vergangenen dreieinhalb Wochen haben sich die Ereignisse an den Finanzmärkten überschlagen. Reihenweise sind in den USA Banken implodiert bzw. bankrott gegangen wie Silvergate Capital, Silicon Valley Bank und die Signature Bank. Befeuert durch die sozialen Medien (Twitter) sowie dem schnell zugänglichen Online-Banking kam es in Windeseile zu einem Bankrun. Diese neue und systemische Bankenkrise hat umgehend eine abrupte Anpassung der US-Geldpolitik erzwungen. Alleine zwischen dem 8. und 22. März hat die Federal Reserve weitere 390 Mrd. US-Dollar aus dem Nichts erschaffen, um die um sich greifende Vertrauenskrise zu übertünchen und mögliche Domino-Effekte zu stoppen. Vermutlich wird die Fed nur noch eine weitere Zinserhöhung durchziehen können, bevor schon ab dem Frühsommer Zinssenkungen als Stützungsmaßnahmen notwendig werden.
Credit Suisse-Zusammenbruch: Verkauf zum Spottpreis!
Auch das Schweizer Traditionshaus Credit Suisse wurde insolvent und musste in einer Blitzaktion durch die Schweizerische Nationalbank (SNB) gerettet werden. Nachdem die von der SNB ausgeworfene Rettungsleine über 50 Mrd. Franken aber nicht ausreichte, um das Vertrauen der Märkte in die Credit Suisse zurückzugewinnen, wurde kurzerhand die UBS gegen deren Willen über das vorletzte Wochenende zur historischen Übernahme der „Pleitebank” für einen Spottpreis von 0,76 Franken pro Aktie genötigt. Mit diesem beispiellosen Schritt wurden nicht nur die Credit Suisse Aktionäre (u.a. Saudi-Arabien) quasi übers Wochenende enteignet. Vielmehr beschloss die Eidgenössische Finanzmarktaufsicht (FINMA) auch, sämtliche „Additional-Tier-1-Bonds“ (AT-1-Bonds) der Credit Suisse im Wert von 16 Mrd. Franken abzuschreiben. Mit dieser Entscheidung hat man am Markt für Contingent-Convertible-Bonds (CoCo-Bonds) bereits die Lunte für die nächste Milliarden-Bombe gelegt. Diese speziellen Wandelanleihen waren in der Niedrig-Zinsphase äußerst populär und Banken haben hier ein Volumen von über 260 Mrd. Euro platziert. Im Zuge der Credit-Suisse-Übernahme hat man nun das Novum geschaffen, dass die Aktionäre im Ranking vor den Besitzern dieser Anleihen rangieren. Normalerweise hätten die Besitzer von Aktien komplett leer ausgehen und die Besitzer von Anleihen noch etwas bekommen müssen. Stattdessen verstößt die FINMA mit dieser Sonderregel gegen gängige Finanzregularien. Die Europäische Zentralbank (EZB) sowie die Bank of England haben die Entscheidung bereits kritisiert und mehrere Anwaltskanzleien bereiten Klagen wegen der Behandlung dieser AT-1-Bonds bei der Notfallrettung der Credit Suisse vor.
Credit Suisse-Rettung führt zu weiteren Verlusten
Gefährlich ist die zur Stabilisierung des Finanzplatzes Schweiz gedachte Credit-Suisse-Übernahme aber vor allem, weil sie der Bankenwelt in einer sowieso schon extrem angespannten Lage weitere Abschreibungen aufbürdet, die direkt als Verluste in die Bilanzen durchschlagen. Laut Handelsblatt verliert allein der zur Allianz gehörende US-Anleiheverwalter Pimco durch AT1-Anleihen der Credit Suisse 340 Mio. US-Dollar! Die Deutsche Bank als auch die Commerzbank hatten gleich am Montag nach der Übernahme versichert, dass sie durch den Ausfall nur marginal betroffen seien. Trotzdem explodierten die Preise für die Credit Default Swaps (CDS) der Deutschen Bank dramatisch. Mittlerweile scheint sich die Lage jedoch etwas beruhigt zu haben und der in der Spitze um 36% eingebrochene Aktienkurs der Deutsche Bank bemüht sich um eine Stabilisierung oberhalb von 9,00 Euro.
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Nach den zahlreichen Bankpleiten sowie den anhaltenden Problemen bei der First Republic Bank San Francisco stellt sich natürlich die Frage, ob unmittelbar mit weiteren Bankpleiten zu rechnen ist. Ohne Zweifel schlummern in den Bankbilanzen weltweit weitere Milliarden-Verluste, während die Eigenkapitalausstattung fast überall miserabel ist. Der Chart des KBW Banking Index sieht jedenfalls katastrophal aus und man ist gut beraten, nicht auf die beschwichtigenden Worte der Politiker, Notenbanker und Bankern zu hören.
Nicht verwunderlich reagieren die Kleinanleger in diesem Umfeld panisch. In rekordverdächtigem Umfang hat diese Gruppe Verkaufsoptionen zur Absicherung ihrer Portfolios erworben. Ein derartiges Verhalten führt bereits im letzten Oktober zum Beginn der starken Erholungsrally. Ein großer Crash an den Aktienmärkten erscheint also eher unwahrscheinlich. Trotzdem kann die Schaukel-Partie unterm Strich weitergehen, bis zum Frühsommer überwiegt aber das Überraschungspotenzial auf der Oberseite.
Edelmetalle bieten Sicherheit in unrihen Zeiten
Sicher aufgehoben ist man in diesen wilden und beunruhigenden Zeiten stattdessen bei den Edelmetallen, an denen angesichts der neuen Bankenkrise definitiv kein Weg mehr vorbeiführt. Der Goldpreis konnte sich wie erwartet stürmisch und sehr deutlich von seinem Doppeltief um 1.805 bzw. 1.809 US-Dollar in den letzten vier Wochen erholen und attackierte bereits dreimal das psychologische Bollwerk um 2.000 US-Dollar. Kurzfristig stehen die Chancen für einen Anstieg in Richtung von ca. 2.025 bis 2.050 US-Dollar eigentlich ganz gut. Bis zum Frühsommer könnte aber eine vorübergehende Beruhigung an den Finanzmärkten doch noch für die saisonal typische Schwäche sorgen und einen Rücksetzer in Richtung von ca. 1.900 bis 1.920 US-Dollar als letzte gute Kaufchance vor dem Ausbruch auf neue Allzeithochs mit sich bringen.
Silberpreis in US-Dollar – An der großen Abwärtstrendlinie
Wir hatten vor vier Wochen das nahende Ende der Korrektur vorausgesagt. Während sich der Goldpreis sehr gut an unser Szenario hielt, schlug der Silberpreis stattdessen eine Finte und rutschte zeitweise nochmals rund 50 Cent unter das Tief vom 28.Februar (20,42 US-Dollar). Letztlich mussten die Silberbären aber dann bei 19,90 US-Dollar kapitulieren und der Preis für eine Feinunze zog seitdem um über 20% an. Mit Kursen knapp unter 24 US-Dollar steht der Silberpreis nun wieder an der großen Abwärtstrendlinie der vergangenen zwei Jahre. Angesichts des davon geeilten Goldpreises sowie der bullisch festgezurrten Tages-Stochastik müsste ein Ausbruch aus dem zweijährigen Dreieck eigentlich schon in den kommenden Tagen gelingen. Damit würde mittelfristig ein erstes Anstiegspotenzial bis auf ca. 30 US-Dollar freigesetzt. Trotzdem darf auf dem Weg dorthin ein nochmaliger Rücksetzer bis zum Frühsommer nicht überraschen.
Insgesamt macht der Silberpreis aktuell eine gute Figur, denn der Ausbruch aus dem großen Dreieck der letzten zwei Jahre scheint im Gange zu sein. Ein Anstieg in Richtung 25 US-Dollar könnte sehr schnell erfolgen. Eventuell sind auch 27 US-Dollar direkt möglich. Ob allerdings ein direkter Durchmarsch bis 30 US-Dollar gelingt, ist aktuell allerdings noch fraglich.
Silber in Euro: Kauflimit unterhalb von bei 20,00 Euro nutzen
Unser Kauflimits unterhalb von 20 Euro und 19 Euro waren ein Volltreffer, denn die Silberkurse stehen auf Euro Basis seit dem Tief bei 18,79 Euro mittlerweile mehr als 17% höher. Damit steht der Euro-Silberpreis nun unmittelbar vor einer wichtigen Abwärtstrendlinie, während die Tagesstochatsik bullisch eingebettet ist. Das spricht für einen anstehenden Ausbruch über 22 Euro. Nach dem starken Anstieg sehen wir derzeit keine antizyklische Kaufchance. Wer allerdings immer noch nicht ausreichend physische Edelmetalle besitzt (mind. 10-15% des Gesamtvermögens), der sollte umgehend auf Einkaufstour gehen.
Autor: Florian Grummes (www.midastouch-consulting.com)
Hinweis: Dies ist ein Gastbeitrag von Midas Toch Consulting. Die Meinung von Gastautoren muss grundsätzlich nicht mit der Meinung der Redaktion von Investor-Magazin.de übereinstimmen. Für Beiträge von Gastautoren übernimmt der Herausgeber von Investor-Magazin.de grundsätzlich keine Verantwortung, Haftung und keine Gewähr. Dies gilt ebenfalls für die vom Gastautor verwendeten Charts, Graphiken, Tabellen, Bilder und alle zukunftsgerichteten Aussagen. Dies gilt insbesondere auch dann, wenn Leser in Folge dieser Beiträge Finanzgeschäfte jeglicher Art tätigen. Bitte machen Sie Ihre eigene Due Dilligence und bitte beachten Sie unseren Disclaimer!
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ken/Tabellen: Das Investor Magazin, Friwo
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