Wolfram ist eines jener Elemente, die an der Börse wenig Beachtung finden. Im Gegensatz zu Kupfer, Gold oder Zink gibt es keinen liquiden Börsenhandel, die Preise werden zumeist zwischen Produzenten und Nachfragern direkt ausgehandelt. Die Preisentwicklung verlief in den vergangenen Jahren recht stabil. Ferrowolfram, also Wolframstahl, wohin etwa 90% der weltweiten Produktion wandert, kostet heute etwa 26 US-Dollar je Kilogramm und damit etwa so viel wie nach der Finanzkrise 2008. Es enthält zwischen 60% und 80% Wolfram und wird vorwiegend als Legierungsbestandteil bei Werkzeugstählen eingesetzt. Nur zwischen den Jahren 2010 und 2012 gab es einen regelrechten Boom. In der Spitze mussten mehr als 55 US-Dollar je Kilogramm auf den Tisch gelegt werden. Seither aber ging es bei den Wolfram-Preisen stetig bergab.
China dominiert den Markt
Im vergangenen Jahr wurden 86.400 Tonnen Wolfram weltweit gefördert, wie die Daten des US Geolgical Survey zeigen. Das ist ein Rückgang von 3,36% gegenüber dem Vorjahr. Die niedrigere Produktion resultiert vor allem aus den geringen Fördermengen in China und Kanada. Die Volksrepublik steht mit 71.000 Tonnen für etwa 82% der globalen Förderung. Dort sank der Minenausstoß um rund 2,75%. Ende 2015 hatten die acht größten Betreiber des Landes auf Initiative der Politik erklärt, dass sie ihre Wolfram-Produktion aufgrund der niedrigeren Weltmarktpreise reduzieren wollen. Die Folge: Es kamen 2.000 Tonnen weniger Wolfram auf dem Weltmarkt.
Trotz sinkender Mengen lassen höhere Preise auf sich warten
Institutionen wie das US Geological Survey gehen auch deshalb wieder von steigenden Preise aus. Denn die Nachfrage nach Wolfram ist weitgehend stabil, oft ist es als Legierungsbestandteil notwendig. Doch bisher ist davon am Markt nichts zu sehen. Die Notierungen für Wolfram haben sich 2017 kaum bewegt. Hinter China ist Vietnam in den vergangenen Jahren zum zweitgrößten Produzenten aufgestiegen. Die Südostasiaten konnten ihre Förderung 2016 merklich um 7% auf 6.000 Tonnen steigern. Einen Einfluss auf den Weltmarkt haben zudem die Produzenten Russland und Bolivien, die zusammen für immerhin 4,6% der Weltproduktion stehen. Der Rest verteilt sich auf etliche andere Länder. In Großbritannien und Simbabwe wurden 2015 neue Minen eröffnet, zudem gibt es einen neuen Hersteller von Wolfram-Konzentraten in Spanien. Kanada spürte dagegen die niedrigen Preise und musste aus wirtschaftlichen Gründen die einzige Mine des Landes stilllegen. Sie kann aber binnen weniger Monate die Produktion wieder aufnehmen, falls sich die Preise nachhaltig erholen sollten. Danach sieht es momentan allerdings nicht aus. Lesetipp: Wer sich näher mit Wolfram beschäftigen will und gleichzeitig an der Lebensgeschichte des britischen Neurologen und Schriftstellers Oliver Sacks interessiert ist, sollte sich dessen autobiographisches Werk „Onkel Wolfram: Erinnerungen“ zu Gemüte führen!
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