Mittwoch , 3 Juli 2024

Nach Kurseinbruch bei Nvidia: Platzt die „Tech-Blase“? Und wie können Risiken reduziert werden?

Vergangene Woche kam die Aktien von Nvidia zeitweise stark zurück und büßte einen Teil ihrer fulminanten Gewinne 2024 ein. Ist das nun schon das Ende des KI-Chip-Hypes oder nur eine gesunde Korrektur? Optionsexperte Eckart Keil stellt in seinem Gastbeitrag für das Investor Magazin seine Strategie vor, um bei niedrigerem Risiko an der Entwicklung aussichtsreichen, aber hoch bewerteten Aktien zu partizipieren.

Nvidia-Aktie musste Federn lassen

Zuletzt korrigierte von den großen Technologiewerten vor allem der jüngste Mega-Champion deutlich: Nvidia. An einem Tag verlor der bei den Investoren beliebte KI-Ausrüster fast 7 % an Wert: um 230 Mrd. USD an Börsenkapitalisierung wurde das mit einer Bewertung von über 3 Billionen, sprich 3.000 Mrd. USD, weltweit wertvollste Unternehmen, dezimiert. Platzt nun der Hype um „KI & Co“? Gibt es Parallelen zum Jahr 2000, indem „der Internet-Hype“ zu Grabe getragen wurde? Tatsächlich gibt es Parallelen, aber auch deutliche Unterschiede zur damaligen Situation.

Parallelen und Unterschiede zur Internet-Blase

War es im Jahr 2000 das magische Wort “Internet”, dass in keiner Präsentation fehlen durfte, so ist es heute der Begriff “Künstliche Intelligenz”. Kaum ein Vorstandschef kommt ohne die Buchstaben KI (englisch: AI) auf Pressekonferenzen aus. Aber eines steht fest: „die KI“ wird bleiben und sich ausbreiten, so wie damals das Internet ja auch seinen Siegeszug fortsetzte und in immer mehr Märkte und Produkte Eingang fand. Jedoch: Im Unterschied zu damals verdienen heute die großen Techkonzerne bzw. die sogenannten Magnificent 7 prächtig und sind hochprofitabel. Insofern sind die hohen Bewertungen teilweise durchaus berechtigt. Die Frage sollte daher besser lauten: ist die Bewertung in dieser Höhe gerechtfertigt?

Nvidia: Endloses Wachstum?

Beispiel Nvidia (geschätzt für 2024):  der wachstumsstarke Titel wird mit dem 30fachen Umsatz bewertet, dem 60fachen Gewinnmultiple und kommt auf eine Gewinnmarge von über 50 %. Natürlich ist Nvidia ein wachstumsstarkes Unternehmen, das derzeit extrem hohe, monopolartigen Preise für seine Prozessoren erzielen kann. Geht dieses Wachstum aber endlos so weiter? Nein! Einige Punkte sprechen dafür, dass auch bei Nvidia das Wachstum an Grenzen stoßen wird:

  • Finanzstarke Tech-Unternehmen wie Google oder Microsoft entwickeln inzwischen ihre eigenen Hochleistungs-KI-Prozessoren, zugeschnitten auf ihre spezifischen Bedürfnisse
  • Konkurrenten wie AMD holen massiv auf und nehmen Nvidia mit teilweise Leistungsfähigeren Prozessoren Marktanteile ab; der für kommendes Jahr von AMD angekündigte Prozessor „MI 325X“ soll angeblich 35 Mal so leistungsfähig sein wie der aktuelle „MI300“ von Nvidia
  • Gewinnspannen werden sich in den kommenden Jahren dank der stärkeren Konkurrenz deutlich reduzieren
  • Den KI-Rechnern gehen langsam die Daten aus; „Synthetische“ Daten müssen zum Teil schon herhalten

Zudem ist die Frage berechtigt, angesichts des sich „abzeichnenden Datenmangels“, ob überhaupt 35 Mal so leistungsfähige Prozessoren in großer Menge benötigt werden. Schießt man bald mit Kanonen auf Spatzen? Alles in allem wird auch in Zukunft Nvidia noch auf Jahre hinaus bestimmend und ein „tolles Unternehmen“ sein, das seine Fühler in immer mehr Bereiche ausstreckt. Aber womöglich verdeint es dann aber nicht mehr diese astronomische Bewertung. Wie also sollten Anleger darauf reagieren? Es kann zum einen nicht Schaden „etwas Geld vom Tisch“ zu nehmen und/oder Alternativunternehmen in Betracht zu ziehen, die auch von der Ausbreitung der KI und dem Wachstum der Tech-Branche insgesamt langfristig profitieren.

Geparktes Geld kann auch arbeiten!

Lassen Sie aber das „geparkte Geld“ für sich arbeiten! Wie könnte das funktionieren? Sichern Sie sich „Einkaufsvorteile“ mithilfe des Verkaufs gedeckter Puts. Der Vorteil: man bekommt sofort die Optionsprämie gutgeschrieben, erhält bei Ausübung des Puts einen „Rabatt“ auf den aktuellen Kurs und reduziert insgesamt sein Risiko deutlich. Interessant könnten zwei Titel sein, die auch eine relativ hohe Volatilität aufweisen. Eine hohe Volatilität bedeutet stets auch ein ehohe Optionspreise, die Sie als Verkäufer dann vereinnahmen können.

Zum einen handelt es sich um Hewlett Packard Enterprise (HPE), nicht zu verwechseln mit dem Drucker- und PC-Hersteller Hewlett Packard. HPE ist ein Informationstechnologie-Hersteller und Serviceprovider, der inzwischen auch vom KI-Wachstum profitiert und noch nicht so stark in den Fokus der Anleger gerückt ist.

Zum anderen blicken wir auf Applied Materials (AMAT), der weltgrößte Provider von Chip-Anlagen, der in gewissen Teilsegmenten hohe Marktanteile genießt und sein margenstarkes Servicegeschäft stetig ausbaut.

Was sind Put-Optionen eigentlich?

Was sind (Put-) Optionen? Optionen sind Rechte (Verpflichtungen für den Verkäufer) des Käufers beispielsweise eine Aktie zu einem festgelegten Preis und Laufzeit beziehen oder abgeben zu dürfen. Eine Put-Option ermöglicht es dem Käufer, einen Titel innerhalb eines festgelegten Zeitraums zu einem bestimmten Preis zu verkaufen. Der Verkäufer der Option, der eine Stillhalterposition einnimmt, erhält dafür eine Prämie, die er unabhängig von der Kursentwicklung behält.

Vorteile des Verkaufs gedeckter Puts: Wenn Sie optimistisch sind in Bezug auf die zukünftige Kursentwicklung von „HPE“ bzw. Applied Materials und sich risikomindernd in diesen Titeln engagieren möchten, können Sie einen Put unter dem aktuellen Preis verkaufen. Sinkt der Aktienkurs unter den Basispreis, sind Sie immer noch im Vorteil, da Sie die Prämie erhalten und einen niedrigeren Einstandspreis beim Bezug der Aktien erzielen.

Hewlett Packard Enterpreises Put-Optionen Börse Aktien Tech Hype
Hewlett Packard Enterprise: Kurs 21,12 USD; Volatilität (Put 19.7.2024) 29,4 %; Verkauf des Puts mit Basis 21 USD und Laufzeit 19. Juli 2024; Theoretische Rendite läge bei 41,6 %; dies bedeutet Sie könnten im Idealfall diese Aktion mehrmals im Jahr unter gleichen Bedingungen durchführen. Pro Kontrakt (100 Aktien) müssen Sie 2.100 USD hinterlegen – dies dient der Sicherheit, dass Sie die Aktien im Falle des Kursrückgangs unter den Basispreis aufnehmen können.

 

Applied Materials AKtie Börse Put-Optionen
Applied Materials: Kurs 232,17 USD; Volatilität (Put 19.7.2024) 32,4 %; Verkauf des Puts mit Basis 220 USD und Laufzeit 19. Juli 2024; Theoretische Rendite läge bei 32,6 %; dies bedeutet Sie könnten diese Aktion im Idealfall mehrmals im Jahr unter gleichen Bedingungen durchführen. Pro Kontrakt (100 Aktien) müssen Sie 22.000 USD hinterlegen – dies dient der Sicherheit, dass Sie die Aktien im Falle des Kursrückgangs unter den Basispreis aufnehmen können.

 

Folgende Szenarien sind möglich:

  1. Hewlett Packard Enterprise und Applied Materials bleiben stabil bzw. fallen nicht unter die Basispreise von 21 USD bzw. 220 USD. Die Optionen verfallen am Laufzeitende wertlos – Sie behalten die Prämie und könnten erneut Optionen verkaufen, je nach Einschätzung.
  2. Hewlett Packard Enterprise bzw. Applied Materials steigen an – Sie behalten auf jeden Fall die Prämie, könnten aber bei direktem Aktienkauf potenziell eventuell mehr profitiert haben – das ist der einzige „Wermutstropfen“.
  3. Hewlett Packard Enterprise bzw. Applied Materials sinken unter die Basispreise: mit dem Verkauf der Optionen haben Sie einerseits einen Puffer eingebaut, der den Rückgang bremst bzw. bei Ausübung des Puts bekommen Sie die Aktie unter dem aktuellen Preis eingebucht, bei Applied Materials sogar nochmals über 5 % tiefer.

In jedem Fall haben Sie gegenüber dem Direktkauf bzw. – Besitz der Aktien, Ihr Risikoprofil gesenkt. 

Fazit:

  • Durch den Verkauf von gedeckten Optionen, sei es Puts oder Calls, verfolgen Sie stets eine vorsichtigere Variante als den Direktkauf bzw. Besitz des Wertes (Underlying) selbst
  • Sie sollten stets dem „veroptionierten Titel“ eine Kurschance nach oben – zumindest eine Seitwärtstendenz – beimessen, egal ob beim Call- oder Put-Verkauf
  • Empfehlenswert nur gedeckte (cash auf dem Konto bzw. „das Underlying“ im Depot) Optionen zu verkaufen und zu diversifizieren
  • Die vereinnahmte Optionsprämie bleibt Ihnen in jedem Fall
  • Beim Verkauf eines Puts mit einem Basispreis unter dem Aktuellen, sinkt bei Ausübung Ihr Einstandspreis
  • Je höher die Volatilität, desto höher die erzielbare Prämie
  • Je kürzer die Laufzeit, desto prozentual höher die erzielbare Prämie p.a.
  • Je näher der gewählte Basispreis zum aktuellen Preis, desto höher die Prämie
  • Die Zeit arbeitet stets für Sie, denn der sogenannte Zeitwert (Teil der Optionsprämie beim Verkauf der Option) sinkt gegen Laufzeitende auf „0“
  • Die Laufzeitwahl und der Basispreis sind nach Risikoneigung und Erwartungshaltung frei wählbar, soweit diese an den Optionsbörsen, standardisiert angeboten werden

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Unser Gastautor Eckart Keil betreut seit 1995 erfolgreich internationale Aktien- und Rentenfonds mit Optionsstrategien. Zu seinen beruflichen Stationen zählen u.a. die DZ Bank und die FIDUKA-Depotverwaltung. Zudem gründete und beriet er eigene Fonds im Rohstoffsektor. Keil arbeitete u.a. mit André Kostolany, Gottfried Heller und Dr. Jens Ehrhardt zusammen, bei denen er eine antizyklische, wertorientierte Anlagephilosophie “erlernte”. Seit 2011 ist Keil als freier Berater in der Vermögensanlage mit Schwerpunkt Portfoliostrukturierung und Renditesteigerungsstrategien, vornehmlich Prämiengeschäfte, tätig.

 

Hinweis: Dies ist ein Gastbeitrag von Optionsearner.com. Die Meinung von Gastautoren muss grundsätzlich nicht mit der Meinung der Redaktion von Investor-Magazin.de übereinstimmen. Für Beiträge von Gastautoren übernimmt der Herausgeber von Investor-Magazin.de grundsätzlich keine Verantwortung, Haftung und keine Gewähr. Dies gilt ebenfalls für die vom Gastautor verwendeten Charts, Graphiken, Tabellen, Bilder und alle zukunftsgerichteten Aussagen. Dies gilt insbesondere auch dann, wenn Leser in Folge dieser Beiträge Finanzgeschäfte jeglicher Art tätigen. Bitte machen Sie Ihre eigene Due Dilligence und bitte beachten Sie unseren Disclaimer!

 

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Graphiken/Tabellen/Bilder: Das Investor Magazin, Optionsearner.com, Pixabay

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