Donnerstag , 21 November 2024
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Zusammenbruch der Silicon Valley Bank: Was ist da eigentlich passiert?

Der Zusammenbruch der Silicon Valley Bank hat Schockwellen an den Kapitalmärkten ausgelöst. Erst ging es kräftig abwärts mit den Kursen, nun wird wieder aufgeholt. Doch was genau ist bei der Bank aus dem Tech-Tal eigentlich schiefgelaufen?

Bankenpleite: Erinnerungen an Lehman Brothers wurden wach

Der Zusammenbruch der Silicon Valley Bank könnte als kleiner Betriebsunfall in die Finanzgeschichte der USA eingehen. Doch ganz so klein ist die Pleite des auf Tech-Unternehmen fokussierten Instituts nicht. Schließlich handelt es sich hier um die bisher drittgrößte Bankenpleite der US-Geschichte. Vielen Anleger hatten schnell wieder die Finanzkrise 2008 im Bewusstsein, deren Höhepunkt die Pleite der Inverstmentbank Lehman Brothers war. Damals war das Vertrauen innerhalb und zu den Banken binnen Stunden weg und die großen Notenbanken sowie Regierungen schnürten riesige Hilfspakete. Eigentlich wollten die Aufsichtsbehörden solch ein in der Zukunft Fall vermeiden.

Doch selbst die Pleite einer mittelgroßen Bank kann Schockwellen auslösen, wie sie nun feststellen mussten. Es löste nicht nur einen Bankrun aus. Die Angst war groß, dass auch andere regional aktive Institute Probleme bekommen. Und so gab es nicht nur vor den Filialen der Silicon Valley Bank lange Schlangen, sondern auch bei vergleichbaren Instituten wie der First Republic Bank (siehe Video unten). Die Aktienkurse dieser Firmen brachen teilweise um mehr als 50 Prozent ein, holten aber einen Teil dieser Verluste wieder auf. Am Montag berichteten dann große US-Institute wie die Citibank oder JPMorgan, dass sie offenbar von Kunden dieser kleineren Banken Zuflüsse bekommen. Big ist wohl wieder beautifull!

Silicon Valley Bank: Was ist da schiefgelaufen?

Die Federal Reserve und die US-Bankenaufsicht haben einen klaren Schnitt bei der Silicon Valley Bank gemacht. Die Kundengelder sind über die vom Einlagensicherungsfonds garantierten Gelder hinaus sicher, doch die Aktionäre gehen leer aus. Selbst Präsident Joe Biden musste vor die Öffentlichkeit treten und dem US-Bürger versichern, dass seine Einlagen bei allen Banken geschützt sind. Wenn das geschieht, sollte man vorsichtig sein. Doch was genau ist bei der Silicon Valley Bank schiefgelaufen?

Im Prinzip handelt es es sich bei der SVB um eine ganz normale Bank. Doch hier standen vor allem Tech-Firmen im Fokus. Die großen Zuflüsse an Kundengelder wurden ab 2021 in hypothekenbesicherte Wertpapiere, sogenannte MBS, mit einer langen Laufzeit (10 Jahre) angelegt. Der Zinssatz lag nur knapp oberhalb des damaligen Zinsniveaus. Eine Anlage in kurzlaufende US-Papiere wäre kein Problem gewesen. Doch mit den langfristigen Papieren gab es bald Probleme. Zum einen ging das Geschäft mit den Tech-Kunden langsam, aber sicher zurück. Immer öfter zogen sie Gelder ab, denn der Finanzierungsmarkt mit Venture Capital wurde immer schwieriger. Und das lag auch an der Federal Reserve. Mit den steigenden Zinsen ab Ende 2021 fielen die Kurse der MBS. Die SVB hatte plötzlich schnell wachsende Buchverluste zu verzeichnen. Wenn Zinsen steigen, fallen immer die Kurse von Anleihen – das ist nun mal das kleine 1×1 des Bankers. Doch soweit hatte das SVB-Management wohl nicht gedacht. Am Ende dieser Entwicklung lagen die Verluste auf Höhe des gesamten Börsenwerts der Bank und der Zusammenbruch kam.

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Bankpleiten kommen oft überraschend

Diese Bankpleiten treffen die Märkte oft plötzlich. Auch in diesem Fall gab es nur wenige Vorzeichen. So bewerteten die Rating-Agenturen die Silicon Valley Bank bis zum Tag der Pleite mit dem Siegel “Investment-Grade”. Das Magazin Forbes zeichnete die SVB noch drei Tage vor dem Zusammenbruch zum dritten Mal in Folge als eine der Top-5 Banken der Vereinigten Staaten aus. Doch schon etwa eine Woche vor der Pleite gab es Gerüchte um eine Schieflage in der Bilanz. Manche meinen gar, dass die bewusst gestreut wurden und so zum Abzug von Kundengeldern führten. Das lässt sich kaum nachweisen. Fakt ist: Machen solche Spekulation erst einmal die Runde, handeln Menschen, um ihr Vermögen zu schützen. Und dann ist es meist zu spät, um eine Bank vor dem Ende zu bewahren.

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Nun könnte man in diese speziellen Fall von Management-Fehlern sprechen. Doch das ist nur ein Teil der Wahrheit. Die Bankenaufsicht sollte ein Auge auf solche Schieflagen haben und rechtzeitig eingreifen. Aber das ist nicht geschehen. Vielleicht lag es daran, dass der CEO der SVB auch im Board der regionalen Fed saß und sich somit zum Teil selbst kontrollierte – ein Anfängerfehler. Und dass der CFO und der CEO schon Ende Februar massiv Aktien des eigenen Instituts verkauft hatten – geschenkt. Klar ist aber auch: Die Fed hat noch nie so schnell die Zinsen in so kurzer Zeit erhöht. Es war klar, dass dies Auswirkungen auf die Bilanzen der Banken hat. Analysten schätzen, dass alle US-Institute inzwischen auf Buchverlusten von rund 600 Mrd. US-Dollar sitzen. Kommt eine Bank in die Notlage, diese Papiere zu verkaufen, drohen massive Verluste. Die Fed hat nun beschlossen, dass diese Papiere zum Einstandskurs bilanziert werden dürfen. Das halten wir für gewagt, denn nun sind die Risiken für Anleger und Gläubiger kaum erkennbar. Da wird die Saat für die nächste Krise gelegt.

Verändert die SVB-Pleite die Zinspolitik der Fed?

Klar scheint jetzt schon, dass die Pleite der Silicon Valley Bank dafür sorgen wird, dass sich etwas an den Märkten verändert. Davor wurde darüber spekuliert, ob die Federal Reserve noch kommende Woche einen großen Zinsschritt wagen wird. Doch offenbar ist der Druck durch das erhöhte Zinsniveau für einige Banken schon jetzt zu groß. Die Märkte erwarten nun überhaupt keinen oder maximalen einen kleinen Schritt von 0,25 Prozentpunkte. Und schon im Sommer wird mit Zinssenkungen gerechnet. Die Auswirkungen dieser Pleite auf die Geldpolitik könnten gewaltig werden.

 

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Bilder/Graphiken/Tabellen: Das Investor Magazin, Pixabay

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