Im Jahr 1928 in Coeur d’Alene (Idaho) gegründet, ist Coeur Mining heute eines der traditionsreichsten Minenunternehmen der USA. Die Aktie war jahrelang ein Underperformer. Seit dem Hoch im Januar 2021 hat das Papier 80% an Kurswert eingebüßt. Begründet wird dies mit den drastischen Kostenüberschreitungen bei der Erweiterung der Rochester-Mine in Nevada. Doch dies scheint nun ein Ende zu finden. Coeur Mining könnte daher auch mit Blick auf die hohen Goldpreise eine interessante Turnaround-Spekulation sein.
Vom Hoch immer weiter bergab
Als President und CEO Mitchell J. Krebs im Juli 2011 sein Amt antrat, kostete eine Aktie von Coeur Mining (2,40 €; ISIN US1921085049) stolze 30 Dollar. Heute ist das Papier an US-Börsen für gerade einmal 2,50 Dollar zu haben. Das entspricht einem Kursminus von 90 Prozent. Verantwortlich dafür waren zwei hausgemachte Probleme:
- Der Kauf der Silvertip-Mine in British Columbia (Kanada) im Jahr 2017 erwies sich als kompletter Reinfall. Die Förderung wurde zunächst wiederbelebt, aber im Jahr 2020 eingestellt. Seitdem ist Silvertip ein Explorations-Asset. An einem neuen Minenplan wird gearbeitet.
- Coeur Mining besitzt schon seit den 1980er Jahren die Rochester-Mine in Nevada (USA). Der Ausbau dieses Bergwerks, mit dem Ziel die Förderung zu verdoppeln, kostete 80 Prozent mehr als geplant. Das führte zur Verwässerung des Aktienkurses wegen notwendig gewordener Kapitalerhöhungen zu ungünstigen Konditionen sowie zu einem ungesund hohen Schuldenstand.
Um fair zu sein, sei angemerkt: Der VanEck Junior Gold Miners ETF (GDXJ) als Vergleichsmaßstab hat seit Juli 2011 rund 75 Prozent verloren (siehe Chart!). Das ist weniger als die 90 Prozent von Coeur Mining, aber auch ein heftiger Verlust. Zur Erinnerung: 2011 befand sich der Edelmetallsektor an einem historischen Hochpunkt. Heute ist die Stimmung so mies wie wohl noch nie, obwohl der Goldpreis wieder Richtung 2000-Dollar-Marke blinzelt.
„Licht am Ende des Tunnels“
Insgesamt besitzt Coeur Mining vier produzierende Minen (siehe Lageplan! unten): den Palmerejo Gold-Silber Komplex in Mexiko, die Rochester Gold-Silber Mine im US-Bundesstaat Nevada, die Kensington Gold-Mine in Alaska (USA) und die Wharf Gold-Mine in South Dakota (USA). Der Firmensitz wurde 2013 von kleinen Coeur d’Alene in die Metropole Chicago verlegt.
Am 22. September hob die Investmentbank RBC Capital die Einstufung von Coeur Mining mit Kursziel 4 Dollar von „Perform“ auf „Outperform“ an, nachdem auf der neuen Verarbeitungsanlage von Rochester das erste Gold und Silber produziert worden war. „Die Erweiterung der Rochester-Mine ist so gut wie fertig“, so Analyst Michael Siperco. „Das Hochfahren der Förderung bis Mitte 2024 ist der entscheidende Kurstreiber für die Aktie.“ Siperco zeigte sich nach einem Besuch der Mine beeindruckt vom Ausmaß der Veränderungen. Die modernisierte und stark vergrößerte Infrastruktur sollte zusammen mit der höheren Förderung bis ins Jahr 2025 hinein zu niedrigeren Kosten führen. Die am 9. August veröffentlichten Halbjahreszahlen zeichnen noch ein anderes Bild.
Man sieht beim Cashflow-Statement, dass das Unternehmen in den vergangenen Quartalen viel mehr Geld ausgegeben als durch den Verkauf von Gold und Silber eingenommen hat. Nicht jede der vier Minen zeigte eine starke Performance. Der Umsatz ging im zweiten Quartal im Vergleich zum Vorjahr um 13,2% zurück (177,2 Mio. US-Dollar vs. 204,1 Mio. US-Dollar), was nur zum Teil an den niedrigeren Edelmetallpreisen lag. Die Silberförderung im zweiten Quartal 2023 lag nahezu konstant bei 2,4 Mio. Unzen, die Goldförderung fiel von 84.786 im Vorjahresquartal auf 67.090 Unzen. Die Guidance für 2023 wurde entsprechend angepasst (304.000-352.500 vs. 320.000-370.000 oz Gold). Das große bilanzielle Problem sind die Schulden von 448 Mio. US-Dollar, bei Barmitteln von lediglich 57 Mio. US-Dollar per Ende Juni.. Wegen andauerndem Inflationsdruck, vor allem bei den Arbeitslöhnen in Nevada, wurde die Kostenschätzung für den Ausbau der Rochester-Mine noch einmal auf 710 bis 730 Mio. US-Dollar angehoben, was 6 bis 9 Prozent über den Aussagen vor drei Monaten liegt.
Cashflow: Turnaround 2024?
Wie verarbeitet man diesen Zahlensalat, vor allem im Hinblick auf die kommenden beiden Jahre? Seeking Alpha-Autor Taylor Dart sieht immerhin „Ein Licht am Ende des Tunnels“ – auch wenn er Coeur Mining auch heute noch nicht zu seinen Favoriten zählt. Nach einem negativen Free Cashflow von -300 Mio. US-Dollar in den vergangenen zwölf Monaten erwartet er hier (nach Rückzahlung eines Teils der Schulden) einen Turnaround auf +50 Mio. US-Dollar (2024) und +150 Mio. US-Dollar (2025). Er schreibt: „Auch wenn sich die Aussichten für Rochester und bezüglich des freien Cashflow verbessert haben, bin ich weniger optimistisch, was das Wachstum der Erzreserven und Margen bei den anderen drei Minen anbelangt.“ Er leitet daraus ein recht bescheidenes Kursziel von 3,10 US-Dollar ab. Coeur Mining gibt als Reserven (Measured + Indicated) 3,094 Mio. Unzen Gold und 181,897 Mio. Unzen Silber an, darüber hinaus Ressourcen (Inferred) von 1,728 Mio. Unzen Gold und 70,021 Mio. Unzen Silber. Für ein Unternehmen dieser Größe sind das keine beeindruckenden Zahlen – zumal der Erzgehalt zum Teil recht niedrig ist.
Eine Spekulation wagen?
Da der gesamte Sektor zumindest aktienseitig am Boden liegt, hat der Anleger derzeit die große Auswahl – wie in einem Supermarkt voller Sonderangebote. Einen Hinweis, warum Coeur Mining interessant sein könnte, liefern die letzten Quartalszahlen: Der Umsatzanteil von Gold lag bei 68,5 Prozent, der von Silber bei 31,5 Prozent. Das ist relativ hoch. In der aktuellen Unternehmenspräsentation ist zu lesen, dass die Produktion von Silber bis 2025 um 45 Prozent steigen soll – wegen der Kapazitätserweiterung bei Rochester. Sollte der Silberpreis auf über 30 US-Dollar je Unze zulegen können, wird Coeur Mining von den Anlegern mit hoher Wahrscheinlichkeit als „Silberwert“ wahrgenommen. Das hat 2016 schon einmal funktioniert, als der Kurs in acht Monaten von zwei US-Dollar auf 16 US-Dollar nach oben schoss. In der Edelmetallhausse von 2020 startete der Kurs erneut bei 2 US-Dollar eine Rallye, die bei 10 US-Dollar endete. Der Baisse-Tiefpunkt lag auch im Jahr 2023 bei 2 US-Dollar, der Kurs ist wegen der guten Aussichten inzwischen auf 2,50 US-Dollar gestiegen. Das sieht zumindest konstruktiv aus. Geradeaus gedacht: Man kann mit Coeur Mining stark gehebelt von einem steigenden Silberpreis profitieren. Das Gold kommt dann als Bonus obendrauf.
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Graphiken/Tabellen/Bilder: Das Investor Magazin, Coeur Mining, Pixabay
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