Samstag , 23 November 2024

Bitcoin: Braut sich hier der perfekte Sturm zusammen?

Vom Allzeithoch 2022 hatte der Bitcoin rund die Hälfte an Wert verloren. Zuletzt aber gelang nach einer langen Seitwärtsphase der Ausbruch über die Marke von 30.000 US-Dollar. Im Vorfeld der nächsten Bitcoin-Halbierung im April kommenden Jahres scheint nun viel Luft nach oben zu sein, zumal immer mehr Anleger einfacher und sicherer Kryptowährungen handeln können.

Bitcoin: Wie Phönix aus der Asche!

Nach dem verheerenden Absturz der Kryptowährung Bitcoin von über 60.000 Dollar auf unter 16.000 Dollar ziemlich genau vor einem Jahr, spekulierten schon einige Banker aus dem Establishment der Finanzbranche auf ein absehbares Ende der ungeliebten dezentralen Währungskonkurrenz. Befeuert wurde diese Krise auch durch die spektakulären Pleiten in den USA: von FTX über die Silicon Valley Bank bis Signature. Doch mal wieder kam es ganz anders: Bitcoin, Ether und Co. erholten sich deutlich. Mittlerweile notiert der Bitcoin wieder bei über 34.000 Dollar. Erster Auslöser der Rally der vergangenen Monate waren die Anträge diverser Emittenten in den USA auf Zulassung von ETFs auf den Bitcoin. Anleger spekulieren seitdem darauf, dass mit der Zulassung strukturierter Produkte in den USA die Verfügbarkeit und Akzeptanz von Bitcoin und Co. als eigenständige Assetklasse spürbar wachsen sollte.

Das „neue Normal“ in den Anlegerdepots

Das ist aber nur die Spitze des Eisbergs, was die Akzeptanz von digitalen Währungen und Token angeht. Tatsächlich tut sich sehr viel im klassischen Bankenwesen. Immer mehr etablierte Banken wie die ehrwürdige Luzerner Kantonalbank, die Zuger Kantonalbank oder die St. Galler Kantonalbank bieten nun auch Kunden den Handel und die Verwahrung digitaler Vermögenswerte an. Auch die Thurgauer Kantonalbank denkt über das Thema nach. Gerade in der Schweiz werden offensichtlich Kryptoassets zum neuen Normal in den Depots der Anleger.

Auch in Deutschland auf dem Vormarsch

Was im Bankenland Schweiz passiert, scheint sich auch in anderen europäischen Ländern abzuzeichnen.  Die Baader Bank versucht sich aktuell als Multiplikator in der deutschen Bankenlandschaft zu positionieren. Das Münchner Bankhaus hat eine White-Labeling-Lösung kreiert, die es anderen Banken erlaubt, den Handel mit einer Vielzahl von digitalen Währungen sicher und einfach ihren Kunden anzubieten. Ein erster Neobroker nutzt diesen Service bereits. Über finanzen.net zero können Privatanleger 33 Kryptowährungen handeln und in ihrem Online-Depot direkt verwahren. Vor knapp einem Jahr kündigte die Baader Bank auch an, mit der Übernahme der Konto- und Depotführung im B2B2C-Modell des Smartbrokers den Kryptohandel anzubieten.

Viele Banken stehen beim Kryptohandel in den Startlöchern

Und es geht noch weiter: Laut Andy Flury, Gründer und CEO von Wyden, arbeiten aktuell in ganz Europa Retailbanken an einer Integration von Handelssystemen für digitale Währungen. Er muss es wissen, denn Wyden betreut sowohl die Luzerner Kantonalbank als auch Baader als Kunden für seine Tradingplattform für Kryptoassets. Insgesamt sind es mittlerweile 10 Banken, die das Handelssystem der Schweizer nutzen. Wyden ist einer der führenden Betreiber und Entwickler für Handelsplattformen von digitalen Vermögenswerten für institutionelle Kunden. Wyden betreibt eine Software für den Handel von Kryptowährungen. Dieses System ist komplett in die Infrastruktur einer Bank integrierbar und ermöglicht im Zusammenspiel mit Verwahrung, Custody und Riskmanagement einen professionellen Handel, wie es die Marktteilnehmer auch für alle anderen Finanzprodukte gewohnt sind. So können Geldhäuser wie bei Währungen, Aktien und Derivaten diese neue Anlageklasse für ihre Endkunden und im Eigengeschäft handeln und verwahren.

Europäische Zentralbank Frankfurt Main Skyline Nacht Lichtermeer
Auch in der Bankenmetropole Frankfurt widmen sich immer mehr Banken den Kryptowährungen und wollen ihren Kunden einen einfachen Zugang zu Bitcoin & Co. ermöglichen.

Dazu gehören auch das Order- und Execution-Management, aber auch die Orchestrierung mit dem Risikomanagement und dem Treasury des jeweiligen Hauses. Kürzlich, auf einer Veranstaltung in Frankfurt, erwähnte Flury, dass aktuell Gespräche mit einer Handvoll Banken in ganz Europa über die zukünftige  Anbindung an die Kryptowelt laufen. Bewahrheitet sich diese Einschätzung, werden über kurz oder lang Millionen von Endkunden gesicherten Zugang zum Erwerb von Bitcoin über ihre Hausbank bekommen. Erste Erfahrungen aus dem Retailbereich hätten gezeigt, dass 10 bis 15 Prozent der Endkunden kryptoaffin seien. Somit verlieren Bitcoin & Co. ihren Schrecken. In Europa muss kein Anleger mehr auf unregulierte Plattformen im Internet wie die pleite gegangene FTX ausweichen.

Neue Anleger für den Kryptomarkt

Auslöser dieser stetig wachsenden Akzeptanz bei klassischen Banken in Sachen Kryptoassets ist die Erkenntnis, dass sich mit Handelsgebühren für digitale Währungen gutes Geld verdienen lässt. Denn diese seien durchaus höher als bei anderen Anlageklassen. Sollte dieses Kundenpotential gehoben werden und so ein sicherer und einfacher bankenregulierter Zugang für Privatanleger über ihre Hausbank geschaffen werden, könnte dies weiteres Kurspotential für digitale Assets und ganz besonders für den Leitwolf Bitcoin bedeuten.

Noch sind die US-Behörden bei Kryptowährungen kritisch

Gestützt wird dieser Bankentrend in Europa auch durch den Start der Verordnung Market in Crypto Assets (MiCA) der EU. Das Regelwerk der MiCA sorgt für die entsprechende Rechtssicherheit in Sachen Verbraucher- und Investorenschutz, die für die Banken unablässig ist. Damit hat sich Europa einen regulatorischen Vorsprung gegenüber den USA erarbeitet. Die wiederum ringen immer mit sich, wie das Thema der Kryptoassets regulatorisch einzuordnen ist. Der dortige Gesetzgeber scheint noch immer unter dem Schock der Pleiten, Pech und Pannen aus dem vergangenen Winter zu stehen. Die dortige Börsenaufsicht SEC gilt ohnehin als äußerst kryptokritisch.

Bitcoin: Bringt das Halfening den nächsten Push?

Neben dem Warten auf eine ETF-Zulassung in den USA und der geschilderten steigenden Akzeptanz und der Integration der digitalen Assets in das angestammte Bankenwesen durch eine klare Regulatorik spricht noch etwas dafür, sich aus Anlegerseite dem Thema Bitcoin zu widmen. In regelmäßigen Abständen findet ein sogenanntes Halfening statt. Dabei halbiert sich auf Basis des fest programmierten Algorithmus des Bitcoins automatisch die Belohnung für die Miner, die mit ihren Rechenleistungen den Bitcoin virtuell schürfen. Im April 2024 steht die nächste Halbierung dieser Rewards an. Bisher kam es bei allen drei vorherigen Halfenings zu sehr deutlichen positiven Ausschlägen zwischen 9.589 Prozent und 724 Prozent zum folgenden Hoch. Dabei handelt es sich um eine logische Reaktion der Miner: Da sie nur noch die Hälfte für das „Schürfen“ in US-Dollar bekommen, macht es für sie ökonomisch Sinn, die neu geschürften Bitcoin zurückzuhalten, bis der Wert weiter steigt. Umso höher dann die Nachfrage ist, die auf ein geschrumpftes Angebot tritt, umso stärker könnte die Kursbewegung ausfallen. Bisher zumindest ist diese Spekulation aufgegangen.

Steht der perfekte Sturm für Bitcoin an?

Ob die Ausschläge auch diesmal so gewaltig sind, kann natürlich keiner vorhersagen. Was aber diesmal anders ist, ist die enorm gestiegene Akzeptanz für Bitcoin. Aus dem Schmuddelspielzeug von ein paar Computernerds ist eine anerkannte Assetklasse geworden, die immer mehr Anleger in ihrer Anlagestrategie berücksichtigen. Braut sich hier der perfekte Kurssturm für den Bitcoin zusammen, wenn jetzt noch mehr Anleger einfacher Bitcoin mittels ihrer Hausbank handeln können? Und trifft diese potenzielle Zusatz-Nachfrage ausgerechnet jetzt auf das kommende Halfening? Wir werden sehen, was die kommenden Monate vor und nach diesem Termin bringen.

 

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Graphiken/Tabellen/Bilder: Das Investor Magazin, Pixabay

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