Samstag , 21 Dezember 2024

Canadian Natural Resources: Die beste Öl-Aktie der Welt!?

Nimmt man die Zahl der Suchanfragen auf großen Börsen-Webseiten, ist Canadian Natural Resources ein Unternehmen, das in Deutschland praktisch niemand kennt. Ginge es nach dem Börsenwert in Höhe von aktuell 85,8 Mrd. US-Dollar, wäre die Aktie der sechstgrößte Wert im DAX. Das Papier besticht durch langfristige Outperformance und eine mehr als solide Dividendenpolitik!

Der größte Öl-Förderer Kanadas

Canadian Natural Resources (70,40 Euro | CA1363851017) ist der größte Erdölproduzent und zweitgrößte Gasförderer Kanadas. Das Unternehmen hat eine gut diversifizierte Kombination an Vermögenswerten im Heimatland, aber auch in der Nordsee und vor den Küsten Afrikas. Die ausgewogene Mischung aus Erdgas (27%), schwerem Rohöl (28%), leichtem Rohöl (10%) sowie Bitumen und synthetischem Rohöl (35%) ist eines der stärksten und vielfältigsten Vermögensportfolios aller Energieproduzenten der Welt.

In den vergangenen Fünf- und Zehnjahreszeiträumen ist die Aktie von Canadian Natural Resources mit Abstand besser als die Papiere von Exxon, Chevron, Shell und BP gelaufen. Sie hat bei der Performance auch die Titel der beiden Lokalrivalen Cenovus und Suncor abgehängt. Das Geheimnis hinter diesem Erfolg: effizienter Kapitaleinsatz. Canadian Natural Resources hat, über mehr als zehn Jahre verteilt, zig Milliarden in die kanadische Ölsandförderung und -verarbeitung investiert, einige Übernahmen getätigt und trotzdem mittlerweile 24 Jahre lang Jahr für Jahr die Dividende gesteigert. Die jährliche Steigerungsrate liegt im Durchschnitt bei 21 Prozent. Seit diese Phase der großen Investitionen abgeschlossen ist, werden nun zunehmend die Früchte geerntet.

2024 ist ein besonderes Jahr: 100% Ausschüttung!

Dennoch wird 2024 für Canadian Natural Resources zu einem besonderen Jahr. „Wir haben 2023 das Ziel erreicht, die Nettoschulden auf zehn Milliarden Dollar zurückzuführen“, so Finanzchef Mark Stainthorpe bei der letzten Investorenkonferenz. „Wir schütten deshalb 2024 den freien Cashflow zu 100% an unsere Aktionäre aus.“ Die Quartalsdividende wurde von 1,00 auf 1,05 CAD erhöht, außerdem wurden wieder eigene Aktien zurückgekauft. Mit einem Verhältnis Schulden/EBITDA von 0,6 kann sich das Unternehmen das erlauben. Man kann davon ausgehen, dass es auch dieses Jahr wieder eine Extra-Dividende gibt. Der Nutzen des Rückkaufs eigener Aktien mit dem Ziel, diese dann einzuziehen, ist an folgenden beiden Zahlen abzulesen: 2023 stieg die Produktion um 4%, die Produktion pro Aktie legte um 7% zu.

Nicht verwechseln: Ölschiefer vs. Ölsand!

Für Anleger, die Canadian Natural Resources kennen, ist das Unternehmen ein Ölsandförderer. Das ist insoweit richtig: Etwa zwei Drittel der 976.000 Barrel Rohöl pro Tag werden auf diese Weise gewonnen. Dabei sind zwei Verfahren zu unterscheiden. Bei der von 2008 bis 2017 in mehreren Teilschritten erbauten, etwa 30 Mrd. Dollar teuren Produktionsstätte Horizon wird der bitumenhaltige Sand im Tagebau mit riesigen Baggern weggeschaufelt und in dem angeschlossenen Chemiewerk zu synthetischem Rohöl gekocht. SAGD ist mit In situ leach bei der Gewinnung von Uran vergleichbar. Im Fall von Ölsand wird heißer Dampf in das Erdreich gepresst und das flüssig gewordene Öl abgepumpt. Ein Drittel des von Canadian Natural Resources geförderten Erdgases wird von dem Unternehmen selbst im Zusammenhang mit Ölsand verbraucht. Wirtschaftlich macht das Sinn. Der Preis für Erdgas in Nordamerika ist niedrig, Rohöl ist das wertvollere Produkt.

Man darf auf keinen Fall die kanadische Ölsandförderung mit dem Fracking von Ölschiefer in den USA gleichsetzen. Ölsande liegen nahe der Oberfläche. Für den Abbau und die Verarbeitung sind gigantische Investitionen erforderlich. Dafür wird dann mehrere Jahrzehnte lang produziert. Canadian Natural Resources besitzt die größten Ölvorräte Kanadas. Die Vorkommen von Ölschiefer liegen meist 2.000 Meter unter der Erde. Um das Öl zu gewinnen, wird das Gestein angebohrt und unter hohem Druck mit einem Gemisch aus Wasser und Chemikalien zertrümmert („gefrackt“). Große Vorabinvestitionen erfordert das nicht. Da der Ölfluss jedoch schnell versiegt, müssen immer wieder neue Löcher gebohrt werden. Nachhaltig freie Cash Flows lassen sich mit Fracking kaum erwirtschaften.

Kanadas unterentwickelte Infrastruktur

Kanada hat die weltweit drittgrößten Ölvorkommen. Die Infrastruktur, die benötigt wird, um das schwarze Gold zum Kunden zu bringen, ist jedoch stark unterentwickelt. Öl- und Gas-Pipelines sind in Kanada (und auch in den USA) aus Umweltgründen politisch hoch umstritten. Die kanadischen Öl- und Gasförderer haben schon seit Jahren darunter zu leiden.

Weil meist nur umständlich oder mit großem Aufwand transportierbar, erhalten die kanadischen Förderer für ihr Produkt weniger als den Weltmarktpreis. Von Fort McMurray, der Hauptstadt des kanadischen Ölsandes, bis zu den Raffinerien im US-Bundesstaat Louisiana sind es 2.600 Meilen (4.200 Kilometer). Das synthetische Rohöl wird zum Teil in Güterzügen dorthin transportiert. Es grenzt an ein Wunder, dass die 1953 erbaute Trans Mountain Pipeline renoviert und deren Transportkapazität erweitert wird, mit der Rohöl von Edmonton zu den Häfen an der kanadischen Pazifikküste transportiert werden kann. Canadian Natural Resources hat sich 94.000 Barrel pro Tag der zusätzlichen Kapazität gesichert. Der Transport von Rohöl zur US-amerikanischen Golfküste über die Flanagan South Pipeline wird von 22.500 auf 77.500 bpd gesteigert. Auch ein Flüssiggas-Terminal (LNG Canada) soll an der Pazifikküste entstehen, um asiatische Kunden zu beliefern. Ein Blick auf die Landkarte genügt, warum Europa hier leer ausgeht: Von den kanadischen Öl- und Gasförderstätten ist es zum Pazifik viel näher als zum Atlantik.

President Scott Stauth berichtete bei der Investorenkonferenz, dass sein Unternehmen überlegt, die Ölsandförderung um 195.000 bpd zu erweitern. Das sei jedoch abhängig von weiteren Pipeline-Transportkapazitäten. Außerdem erwarte er von der Regierung finanzielle Unterstützung bei der Abscheidung und Lagerung von Kohlendioxid, das zweifelsohne bei der Erzeugung von synthetischem Rohöl entsteht.

Fazit: Canadian Natural Resources ist wegen der soliden Finanzen und der langfristig nachhaltigen Produktion eine Aktie, die man vermutlich über Jahre halten kann. Man kann damit aber auch überproportional von einem steigenden Ölpreis profitieren: Da die Förderkosten relativ konstant sind, steigert jeder Dollar Ölpreisanstieg den Gewinn. Das dürfte realistisch sein. Die aktuelle Dividendenrendite liegt bei 3,84%, das KGV bei 15. Für den 10. Juni ist ein Aktiensplit geplant. Wer davor eine Aktie hatte, hat danach zwei.

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Graphiken/Tabellen/Bilder: Das Investor Magazin, Pixabay, Canadian Natural Resources

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